23.-25 Juni in Berlin: Tagung des Netzwerks gegen Selektion durch Pränataldiagnostik

Unter dem Titel Pränataldiagnostik – eine organisierte Verantwortungslosigkeit!? wird es spannende Vorträge, Wokshops, Vernetzung und eine Lesung geben:

Werdenden Eltern werden durch die Pränataldiagnostik von Anfang der Schwangerschaft an permanent Entscheidungen abverlangt. Im Ernstfall sind das höchst konfliktreiche und eigentlich unmögliche  Entscheidungen über das erwünschte Kind, Entscheidungen, die die meisten Paare als Zumutung erleben und die sie nie treffen wollten.Alle Berufsgruppen wirken mit und keiner will es eigentlich – noch (?) gibt es einen Konsens in unserer Gesellschaft, dass Selektion keinen Platz hat…

Plenumsvorträge beschäftigen sich mit der Verantwortung der Berufsgruppen und der Politik, der Rolle der Zivilgesellschaft und den ökonomischen Steuerungsmechanismen von Angebot und Nachfrage zu Pränataldiagnostik.

Verschiedene Arbeitsgruppen fragen u.a., ob es eine therapeutische, nicht-selektive Pränataldiagnostik gibt, wie die sozialen Medien zur Netzwerkbildung genutzt werden können oder berichten über den Stand des TAB-Berichts zu Pränataldiagnostik.

Eine Podiumsdiskussion wird das Tagungsthema bezogen auf den genetischen Bluttest als einer künftigen Kassenleistung beleuchten.

Das ausführliche Tagungsprogramm wird demnächst veröffentlicht, Voranmeldungen zur sind bereits jetzt möglich übernetzwerk2017@web.de.

Nachklapp: apabiz zum „Marsch für das Leben“ 2016

Das apabiz hat seine sehr lesenswerte Analys zum diesjährigen „Marsch für das Leben“ in Berlin veröffentlicht: Christlicher Demotourismus nach Sodom und Gomorra

»’Berlin, Hauptstadt des Tötens‘ ist kein Ehrentitel!« echauffierte sich Martin Lohmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht, bei seiner Rede am 17. September 2016 auf dem Marsch für das Leben in Berlin.

Im Vorfeld des Marsches der AbtreibungsgegnerInnen hatte der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sich ebenso wie viele andere Politiker*innen und die Evangelische Landeskirche von dem Marsch distanziert. Einige unterstützten explizit die Gegenproteste. Lohmanns Antwort war ein ungewohnt scharfer Angriff auf die Landespolitik: »Wer dieses Recht auf Leben nicht will, der ist totalitär. Demokraten werden das nicht wollen. Mir ist unverständlich, wie ein regierender Bürgermeister etwas Antidemokratisches unterstützen kann. […] Ein Berlin, das diese Botschaft nicht erträgt ist keine weltoffene Stadt.« So werden durch den BVL-Vorsitzenden einfach all jene als undemokratisch oder totalitär gekennzeichnet, die nicht mit der fundamentalchristlichen Definition von »Leben« übereinstimmen.

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Termine vor dem „Marsch für das Leben“ in Berlin

5.9.16 – Berlin – Möbel Olfe – ab 20 Uhr
Solidarität vom Fass für eine Website gegen “Lebensschützer”
https://www.facebook.com/events/233437213720248/

6.9.16 – Berlin – k-fetisch – 20 Uhr
Von Polizeikontrollen, “Hurenpässen” und Zwangsberatung – Zur Kritik am “Prostituiertenschutzgesetz”
Staatlicher Eingriff in körperliche Selbstbestimmung von Menschen findet sich nicht nur in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche und den §218 StGB, sondern betrifft auch Sexarbeiter_innen. Wir wollen gemeinsam mit Jenny Künkel (Universität Weimar) und Dr. PG Macioti (Hydra e.V.) diskutieren, was sich ab 2017 gesetzlich ändert, was dies für die Lebensrealität von Sexarbeiter_innen bedeutet und warum staatlicher “Schutz” nicht feministisch ist.
Eine Veranstaltung der EAG Berlin

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Berliner Bündnisse und PND

Das Bündnis sexuelle Selbstbestimmung hat vor kurzem eine Konferenz unter dem Titel „Mein Körper – meine Verantwortung – meine Entscheidung: Weg mit § 218!“ abgehalten, auf der wieder einmal säuberlich vermieden wurde, über eine differenzierten Begriff von Selbstbestimmung, eine feministische Kritik an pränataler Diagnostik und selektiven Schwangerschaftsabbrüchen oder über die Komplexitäten der Geschichte des § 218 zu diskutieren. Statt dessen viel Einigkeit, „Vernetzung“ und „Kampagne“. Hier ist ein hymnischer Artikel, der alle Konflikte ausläßt.

Bei so viel Eifer musste die Referentin Eike Sanders vom Apabiz die eifrigen Aktivist_innen stoppen: AfD und „Lebensschützer“ sind eben nicht eine Sauce, sondern eher wie Essig und Öl. Einige der Aktivist_innen machten allerdings den Eindruck, sie wollten gerne als Bindmittel dienen, um beide „Feinde“ gemeinsam bekämpfen zu können – gerade im Berliner Wahlkampf, der ja einen Tag nach dem diesjährigemn „Marsch für das Leben“ zu Ende geht.

Bei der Diskussion der Resolution am Sonntag ging es dann nochmal heiß her: Änderungsanträge richteten sich darauf, nicht nur die Beratungsregelung bis zur 12. Schwangerschaftswoche in den Blick zu nehmen, sondern auch die Indikationslösunegen und hier vor allem die in der medizinischen Indikation versteckte embryopathische Indikation und damit die implizite Annahme , die Behinderung des werdenden Kindes stelle immer eine unzumutbare Belastung der werdenden Mutter dar, zu thematisieren. Dieses Ansinnen wurde aber als störend mehrfach abgelehnt. Nicht einmal eine Stärkung des „Recht auf Nichtwissen“ fand Eingang in die Resolution. Lediglich eine „Verbesserung …der Bedingungen für das Leben mit beeinträchtigten Kindern“ wurde nach einigem Sträuben aufgenommen.

Etwas Gutes hatte die zähe Debatte dann aber doch: Das Argument, solche Positionen könnten nicht einfach in die Resolution aufgenommen werden, ohne ausführliche Diskussion, verliert stark an Schlagkraft, wenn eine solche Diskussion schon seit Jahren eingefordert wird. Die Organisatorinnen versprachen denn auch eine öffentliche Veranstaltung oder Konferenz zum Thema pränatale Diagnostik zum Herbst auszurichten. Wir haben das gehört und sind gespannt!

17.9. Berlin: Demonstrieren und Blockieren!

Am 17.9. wird wieder der „Marsch für das Leben durch Berlin“ laufen, oder eben auch nicht: Das what the fuck Bündnis ruft dazu auf, den Schweigemarsch zu blockieren. Aber vorher soll es noch eine fette feministische Demo geben: 12 Uhr am Anhalter Bahnhof

Vor 145 Jahren wurde §218 des Strafgesetzbuchs verabschiedet, der die Vornahme von
Schwangerschaftsabbrüchen gesetzlich unter Strafe stellt. Der jährliche „Marsch für das Leben“ der
sogenannten „LebensschützerInnen“ zeigt: Der Kampf um die Abschaffung des §218 ist immernoch
brandaktuell.

Während die „Lebensschutzbewegung“ jährlich in Berlin auf dem „Marsch für das Leben“ für eine weitere
Verschärfung der Kriminalisierung eintritt und einen Schweigemarsch abhält, wird auch dieses Jahr
zur selben Zeit das Bündnis „What-the-fuck!?“ für die komplette Streichung des §218 StGB
demonstrieren.