In der Jungle World Nr. 7 vom 16. Februar 2017: Artikel zu abtreibungsverweigernden Ärzten in Italien, derm Kult um das „ungeborene Leben„,die anti-choice-Maßnahmen der Trump-Regierung und zu der Hoffnung, die auch deutsche „Lebensschützer“ auf Trump setzen. Lesenswert!
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12.06. Proteste gegen „Lebensschützer“ im Erzgebirge
Mehr Infos in Kürze hier.
Das Bündnis hat angekündigt, in der Mobi für dieses Jahr weiter darüber diskutieren zu wollen, „wie denn die feministischen Alternativen zum diskriminierenden Normalzustand [in Hinblick auf pränatale Diagnostik und Ableism] aussehen – und wie wir diese zusammen umsetzen können“.
Die Redebeiträge von letzen Jahr sind in der Hinsicht auch interessant, darunter einer von der Autorin Kirsten Achtelik zu der Frage, wie eine feministische Position aussehen kann, die das Recht auf Abtreibung verteidigt, sich aber gegen pränatale Diagnostik (PND) und selektive Abbrüche ausspricht? und vom Arbeitskreis mit_ohne Behinderung (ak MoB) zur vermeintlichen Behindertenfreundlichkeit der „Lebensschützer“.
19.11.16, Kassel: Demo gegen das Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen
19.11.16 * 13:00 Uhr * Lyceumsplatz/Wolfsschlucht * Kassel
Hier der Aufruf:
Am 19.11.2016 veranstaltet das Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen (TCLG), ein Netzwerk christlich-fundamentalistischer Initiativen, Beratungsstellen und Gruppen, das „Lebensrecht-Forum“. Diese Veranstaltung findet zwei mal jährlich im Friedenshof in Kassel statt und dient deren Vernetzung und Weiterbildung.
Die vermeintlichen LebensschützerInnen vertreten ein extrem reaktionäres Weltbild: Sie propagieren die heterosexuelle Kleinfamilie, in der Frauen* die ¨natürliche¨ und ¨gottgegebene¨ Aufgabe haben, Mutter zu sein. Sie werden als lebensschenkendes Objekt stilisiert und damit auf eine Gebärfunktion reduziert. Schwangeren Menschen* wird das Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen, indem Abtreibung als Mord dargestellt wird. Zusätzlich zu diesen sexistischen, homo- und trans*feindlichen Positionen wird immer wieder ein völkisches und nationalistisches Selbstverständnis vertreten.
Dies steht im Kontext einer verstärkten Mobilisierung auf Seiten christlich-fundamentalistischer, reaktionärer und nationalistischer Gruppierungen. Die Positionen vermeintlicher „Lebensschutz“gruppen werden zum Beispiel in den aktuellen Protesten gegen den hessischen Lehrplan oder im Wahlprogramm der AfD sichtbar. Auch hier wird ein reaktionäres Familienbild propagiert und gegen LGBT*IQ-Personen und emanzipatorische Sexualpädagogik gewettert.
Wir werden am 19.11.2016 in Kassel auf die Straße gehen um gegen die AbtreibungsgegnerInnen zu protestieren. Denn was wir mit unseren Körpern tun oder lassen, ist alleine unsere Entscheidung. My body – my choice!
Wir fordern:
– die Anerkennung nicht-heterosexueller Lebensweisen
– sexuelle Selbstbestimmung aller Geschlechter und eine emanzipatorische Sexualpädagogik
– Straffreiheit bei Abtreibung/ Abschaffung des §218 StGB (Schwangerschaftsabbruch)
– kostenlosen und rezeptfreien Zugang zu Verhütungsmitteln und der „Pille danach“
Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!
Wir klatschen Applaus, Deutschland stirbt aus!
AfD und „Lebensschutz“
Das apabiz das fitte Recherche zu den „Lebensschützern“ macht, hat eine schicke neue Webseite: Checkt das mal! Auf dieser gibt es eine gute Analyse zu den Mobilisierungen in Annaberg-Buchholz (Sachsen) und dem Verhältnis von AfD und „Lebensschützern“: Nicht eine Sauce sondern wie Essig und Öl!
Die »Lebensschutz«-Bewegung steht im Zwiespalt zwischen einem parteifernen christlichen Politikverständnis, das sich an der Pro-Life Bewegung in den USA orientiert, und der derzeitigen Entwicklung der politischen Landschaft nach rechtsaußen. Eine Anbindung an die AfD ist nur für einige Teile attraktiv.
Gleichzeitig haben aber auch weder Lohmann als Person, noch die Bewegung in ihrer Heterogenität ein Interesse daran, die wachsende Anzahl an AfD-WählerInnen und FunktionärInnen zu verlieren. Eine offene Distanzierung von extrem rechten ProtagonistInnen wie Thomas Schneider und Beatrix von Storch ist nicht zu erwarten, eine offene Positionierung für die AfD als Heimat der ChristInnen ist aber auch aus beiden Richtungen nicht opportun. Für die ChristInnen bleibt die Parteienpräferenz individuelles politisches Engagement, für die AfDlerInnen das Glaubensbekenntnis ihrer Mitglieder Privatsache. Eine Analyse, die AfD und Lebensschützer als eine Sauce begreift, verkennt den Wert der Trennung: Von diesem Abkommen der Uneindeutigkeit profitieren derzeit beide Seiten mehr als von einer offenen Verschwesterung. Und so bleiben die »Lebensschutz«-Bewegung und die AfD wie Essig und Öl: sie passen gut zusammen, verbinden sich aber nicht.
Kreuze-Marsch in Sachsen: Aufruf!
Am 6. Juni heißt es unter dem Motto „Emanzipation ist viel geiler“ wieder Schweigemarsch stoppen in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Auch aus Berlin gibt es einen Bus! Den langen Aufruf findet ihr hier. Besonders interessant ist der 6. Abschnitt geworden:
Schwangerschaftsabruch und Selektion von Menschen mit Behinderungen
Ein häufig genanntes Argument von LebenschützerInnen ist, dass durch den freien Zugang zu Schwangerschaftsabrüchen in Kombination mit immer besseren Untersuchungsmöglichkeiten von Embryonen, Kinder mit Behinderungen nicht mehr zur Welt kommen würden und bezeichnen dies als Diskriminierung der Embryonen auf Grund von Behinderung.
Tatsächlich sind die Entwicklungen in der Pränataldiagnostik und der Praxis von Abtreibungen aufgrund von möglichen Behinderungen beängstigend. Zwar wurden mit der Änderung des §218 1995 Abtreibungen mit dieser Begründung verboten, doch in der Praxis ist davon nichts zu spüren. Im Gegenteil steigt der Druck auf die Eltern zusammen mit den Möglichkeiten der Erkennung von sogenannten Risikofaktoren kontinuierlich an. Dass nach einer entsprechenden Diagnose die Abtreibungsquote sehr hoch liegt, bedeutet für Menschen mit Behinderung ein Abwertung ihrer Existenz.
Es ist falsch, an dieser Stelle Frauen*rechte und Rechte von Menschen mit Behinderungen gegeneinander auszuspielen. Menschen die Kinder haben wollen, sollten diese bekommen und wenn sie eben ungewollt schwanger sind, sollten sie das Recht haben abzutreiben. Sollte sich während der Schwangerschaft herausstellen, dass das Kind mit Behinderungen zur Welt kommen könnte, gilt es zum Einen den Eltern Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen. Zum Anderen muss es die Aufgabe unserer Gesellschaft sein, Barrieren für Menschen mit Behinderungen weiter abzubauen. Hierbei gilt es, die Kämpfe von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen.