Die junge Welt vom 9.4. berichtet über eine Veranstaltung der Reclaim Feminism!-Reihe über die Veranstaltung: Strategien zur EU–weiten Legalisierung von Abtreibung am 2. April:
Solidarität lebenswichtig
Berlin: Junge Frauen aus Polen, Irland und Deutschland diskutieren Möglichkeiten zur EU-weiten Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs
Von Jana Frielinghaus
In fünf Ländern der Europäischen Union ist ein Schwangerschaftsabbruch illegal. Die restriktivsten Gesetze haben Irland und Polen, Malta und Zypern. Aber auch in der Bundesrepublik ist Abtreibung weiterhin ein Vergehen, wenngleich es seit 1995 in der Regel straffrei bleibt. Die Lage in den genannten Ländern war am vergangenen Freitag Thema einer Veranstaltung in Berlin, auf der junge Frauen aus Polen, Irland und Deutschland vor rund 30 Zuhörerinnen und einigen Zuhörern Möglichkeiten einer EU-weiten Legalisierung von Abtreibungen diskutierten.
Moderatorin Sarah Diehl verwies zu Beginn darauf, daß sogenannte Pro-Choice-Initiativen viel zu wenig vernetzt sind in den Ländern mit restriktiven Gesetzen. Dem abzuhelfen war das eigentliche Ziel der Zusammenkunft. Die Autorin und Filmemacherin erinnerte auch daran, daß für Schwangere in Not in vielen weiteren Staaten der Zugang zu einer sicheren Abtreibung erschwert ist und daß ihnen Informationen schlicht vorenthalten werden.
Nachdem Anna von Gall vom Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte (European Center for Constitutional and Human Rights, ECCHR) die rechtlichen Rahmenbedingungen innerhalb der EU dargestellt hatte, berichteten Agata Chelstowska und Stephanie Lord von den Kämpfen feministischer Gruppen in Polen und Irland. Nach Schätzung der Pro-Choice-Gruppen finden in Polen jedes Jahr etwa 200000 verbotene Abtreibungen statt, während die amtliche Statistik jährlich lediglich etwas mehr als 200 legale Abbrüche verzeichnet – bei einer Gesamtbevölkerung von 38 Millionen. Zum Vergleich: In Deutschland – mit rund 82 Millionen Einwohnern – wurden insgesamt rund 110000 Abtreibungen registriert und damit erneut deutlich weniger als im Vorjahr. Weiterlesen →