PM des Bündnis zu den Protesten nächsten Samstag

Berlin: Am 18.9. Proteste gegen Marsch von fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen

Für den 18. September 2010 ruft ein Bündnis feministischer und antifaschistischer Gruppen, unter dem Motto „1000 Kreuze in die Spree“ zu vielfältigen Protesten gegen christlichen Fundamentalismus und die Kriminalisierung von Abtreibungen auf. Anlaß ist ein sogenannter Trauermarsch durch das Zentrum Berlins mit dem Titel „Marsch für das Leben“, zu dem unter anderem der in Berlin-Mitte ansässige „Bundesverband Lebensrecht“ (BvL) mobilisiert. Die Organisatoren dieses Zuges bezeichnen sich selbst als Lebensschützer. Sie predigen auf Grundlage eines christlich-fundamentalistischen Weltbildes das Verbot und die Bestrafung von Abtreibungen. Das Bündnis gegen Abtreibungsverbot und christlichen Fundamentalismus will dies nicht akzeptieren und macht sich für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und für die Abschaffung des Abtreibungsparagraphen 218 im Strafgesetzbuch stark, dessen Existenz den Schwangerschaftsabbruch nach dem Willen der Frau nach wie vor kriminalisiert.
Der Sprecher des Bündnisses, Pablo Valgolio, erklärt dazu: „Wir werden den militanten AbtreibungsgegnerInnen unseren lauten und vielfältigen Widerstand entgegensetzen. Unter anderem wird es eine Gegenkundgebung ab 12.30 Uhr, Karl-Liebknecht-Straße/Ecke Spandauer Straße geben“.
Die Veranstalter vom „Bundesverband Lebensrecht“ behaupten, es gäbe pro Werktag 1000 vorgenommene Abtreibungen, daher auch die Bezeichnung „1000-Kreuze-Marsch“. Diese „Schätzung“ von Prof. Spieker, der zudem auch als Opus-Dei-Mitglied aktiv ist, entbehrt jedoch jeder Grundlage. Mit bewußt falschen Zahlen (das Bundesamt für Statistik bezifferte die Zahl von Abtreibungen im Jahr 2009 auf 110694 Abtreibungen, was pro Werktag 440 Fällen entspricht) versucht der „Bundesverband Lebensrecht“, Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch planen, ebenso wie die ÄrztInnen, die diese medizinischen Eingriffe vornehmen, zu diffamieren sowie zu kriminalisieren. In ihrem aktuellen Aufruf werten sie die Diskussionen um „Sterbehilfe“ als „das erneute Aufkommen der Euthanasie“, was als ungeheuere Verharmlosung der Vernichtung von sogenanntem „unwerten Leben“ durch die Nationalsozialisten gewertet werden muß.
Das „Bündnis gegen Abtreibungsverbot und christlichen Fundamentalismus“ wendet sich gegen diese Propaganda. Ein Weltbild, das Sexualität auf Beziehungen zwischen Männer und Frauen innerhalb der Ehe beschränken will, darf keine Grundlage für die Gesetzgebung sein. Nahezu unbekannt ist, dass Schwangerschaftsabbrüche in der BRD nach wie vor rechtswidrig und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei sind. AbtreibungsgegnerInnen arbeiten kontinuierlich daran, das Recht auf Abtreibung weiter einzuschränken. Sie verfügen dabei über gute Netzwerke in Politik und Gesellschaft.

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